Delmenhorster Liste kritisiert geplante Novelle des niedersächsischen KiTa-Gesetzes (KiTaG)
Es ist überfällig, das KiTaG des Landes Niedersachsen nach 30 Jahren zu novellieren, an die tatsächlichen heutigen Bedarfe anzupassen. Die geplanten Änderungen enthalten jedoch für Kinder und KiTa-Betreiber keine akuten Verbesserungen. “So treten zum Beispiel wesentliche Änderungen im Personalschlüssel erst ab dem Jahr 2027 in Kraft”, erläutert Gabi Baumgart, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses und gelernte Erzieherin.
Seit Inkrafttreten des KiTaG sind die Aufgaben der Erzieher:innen stets umfangreicher und anspruchsvoller geworden, z. B. durch Dokumentationen, Elterngespräche oder Testverfahren. Aus der notwendigen Mehrarbeit resultierte ein höherer Stundenbedarf. “Eine dritte Person für jede Gruppe ist die notwendige Forderung der KiTa-Betreiber”, ergänzt Gabi Baumgart. Eine erforderliche Anpassung des KiTaG blieb jedoch aus.
Die Verbesserungen durch die geplanten Änderungen sind überschaubar und ernüchternd: Erst ab 2023 sollen 2000 Ausbildungsplätze geschaffen werden. Also erst in zwei Jahren. Wie soll der Mehrbedarf bis dahin gedeckt werden? Und wie soll die Ausbildung erfolgen? Die Ausbildung zum Erzieher ist eine schulische Ausbildung. Wird dann sofort mit dem Neubau von Berufsschulen begonnen, um die Erzieher:innen dort ausbilden zu können? Wie ist es, wenn die Auszubildenden ins Praktikum gehen? Wer leitet sie an, wenn keine dritte Fachkraft vorhanden ist? Ist geplant, die Ausbildung umzuwandeln in eine bezahlte Ausbildung und das Schulgeld abzuschaffen um die Ausbildung auch attraktiver zu gestalten? Wer zahlt das Gehalt für die Auszubildenden? Ist es durch die Träger finanzierbar?
“Was uns auch Sorge bereitet, ist das “Kleingedruckte”: Die dritte Fachkraft soll erst ab 2027 refinanzierbar sein, und dann auch nur für die Ganztagsgruppen und auch nur 20 Stunden”, ergänzt die Fraktionsvorsitzende Bettina Oestermann. “Wir fragen uns: Was ist mit den anderen Gruppen, was ist mit der restlichen Zeit?”. Es ist schwierig zu planen, und sobald ein:e Mitarbeiter:in erkrankt, bricht das System zusammen. Es werden Fortbildungen zwingend vorgeschrieben; wie sollen diese absolviert werden, wenn die Gruppen unterbesetzt sind? Im Zweifelsfall wird man dann an den Fortbildungstagen sparen müssen, um die Betreuung der Kinder zu gewährleisten.
Unterm Strich ist die geplante Novelle nicht hilfreich. Man hält den Betreibern eine Möhre an der Angel vor die Nase, und die Kinder sind die Leidtragenden.
Wir denken, dass die Landesregierung entschieden nachbessern muss. Und die Hilfen zeitlich nach vorne verlegen muss. Vor allem: Die Gruppen brauchen jetzt die dritte Fachkraft und nicht erst im Jahr 2027.
Übrigens haben wir unsere Fragen im Vorfeld an den Landtagsabgeordneten Deniz Kurku geschickt. Leider erhielten wir dazu keine Rückmeldung.
Das, was jedenfalls jetzt beschlossen ist, kann nicht im Sinne der Träger sein, es ist eher wie ein Schlag ins Gesicht und wir als Delmenhorster Liste hoffen, dass die Verwaltung dies auch nicht wortlos hinnimmt, denn es wird sicher Auswirkungen auf unseren Haushalt haben, weshalb wir eine Anfrage diesbezüglich an die Verwaltung geschickt und um Stellungnahme gebeten haben.
Was unsere Landesregierung da macht, ist eine Verschleppung von Verantwortung! Sie schieben die Verantwortung und damit die Kosten in die nächste beziehungsweise übernächste Legislaturperiode.
Sich aber hinzustellen und zu sagen, die Bildung – insbesondere die frühkindliche Bildung ist uns wichtig, kann dann ja so nicht wirklich ernst gemeint sein!
Für die DL: Gabi Baumgart, Vorsitzende des A2J