Einen Tag später besuchten Vereinsmitglieder der Delmenhorster Liste e. V. und Oberbürgermeisterkandidatin Bettina Oestermann auch den Tierschutzhof des Tierschutzvereins Delmenhorst und Umgebung e. V.
Auch für diesen Verein wird bei den monatlichen „Kauf eins mehr“-Veranstaltungen der Delmenhorster Liste e. V. Tierfutter gesammelt. Der Verein existiert seit 1953 und war vorerst dezentral organisiert. 2002 wurde das jetzige Zuhause, ein altes Bauernhaus, an den Verein vererbt. Durch das beachtliche Alter des Hofes umfasst die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer neben dem Wohl der Tiere auch viel handwerkliche Tätigkeiten. Der Verein hat rund 200 Mitglieder, davon sind jedoch die meisten Fördermitglieder. Die Mitgliedschaft im Tierschutzverein Delmenhorst und Umgebung e. V. beträgt 25 Euro im Jahr. Allerdings decken die Mitgliederbeiträge gerade mal 6 bis 7 % der anfallenden Kosten von jährlich rund 250.000 Euro.
Seit ein paar Monaten werden die Ehrenamtlichen durch vier fest angestellte Mitarbeiter:innen unterstützt, wovon drei Stellen vom Jobcenter gefördert werden. Dies ist unter anderem nur deshalb möglich, da der Tierschutzhof seit Kurzem das vertragliche Fundtierheim der Stadt Wildeshausen ist und hier mit festen Einnahmen rechnen kann. Denn ein Großteil der anfallenden Kosten wird durch Spendeneinnahmen finanziert, einen festen Zuschuss durch die Stadt Delmenhorst gibt es nicht. Ein großer Wunsch des Vereins ist daher auch Geld oder ein fester Sponsor, um die Planungssicherheit weiter aufzubauen. Neben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern, die mit Herz und Seele aber auch mit Sachverstand für die Tiere da sind, wurden wir von einer Vielzahl Katzen, drei Hunden und Meerschweinchen und Kaninchen begrüßt und willkommen geheißen.
Beide Vereine eint die Tatsache, dass durch den Wegfall der Ehrenamtlichen in unserer Stadt große Versorgungslücken entstehen würden. Sowohl die Tafel als auch der Tierschutzverein leisten Arbeit an der Basis und kümmern sich um diejenigen Menschen und Tiere, die am Rande ihrer Existenz und am Rande unserer Gesellschaft stehen. Durch ihren unermüdlichen Einsatz und Selbstorganisation schaffen die Engagierten etwas sehr Wichtiges: Sie können das Leid und die Armut der Menschen und Tiere ein wenig schmälern und ermöglichen ihnen eine aufrichtige Begegnung und direkte Hilfe.
Im Gespräch mit den beiden Vereinen wurde jedoch auch klar, dass es dringend notwendig ist, das Ehrenamt in Delmenhorst attraktiver zu machen. Denn wirklich viel zu bieten hat unsere Stadt für Engagierte nicht. Zwar gibt es mit dem Delmenhorster Ehrenamtspass Vergünstigungen in einer Handvoll Einrichtungen wie dem Wasserturm, der Volkshochschule, der städtischen Galerie oder dem nordwestdeutschen Museum für Industriekultur oder der Musikschule, ein wirklicher Vorteil im Alltag dadurch ist für Engagierte jedoch nicht spürbar.
Wir möchten uns daher langfristig dafür einsetzen, das Ehrenamt in unserer Stadt spürbar zu stärken. Nur so kann die wichtige Arbeit der beiden Vereine, die exemplarisch für eine Vielzahl von Angeboten stehen, die nur durch Ehrenamt möglich sind, auf Dauer aufrechterhalten werden. Im ersten Schritt beantragen wir daher die kostenlose Nutzung des ÖPNV bei Vorlage eines gültigen Ehrenamtspasses der Stadt Delmenhorst.